3. Karolingische Kolonisation, Magyarensturm, Babenberger

Mehrmals war hier schon vom Bisamberg die Rede. Seine Benennung wird von dem althochdeutschen Personennamen „Poso“ abgeleitet. Wie kürzlich Dr. Franz Mandl nachgewiesen hat, tritt dieser Namen nach 760 in einem der ältesten bayerischen Adelsgeschlechter aus dem Raum Regensburg erstmals auf. Aber auch ein naher Verwandter gleichen Namens (Enkel?), der in den Jahren 827, 833 und 837 urkundlich genannt wird, konnte als Bisamberg - Benenner in Betracht.

Die Schutzherren der Slawen (siehe Teil 2 dieser Serie) waren die Awaren, ein mongosches Hirtenkriegervolk. Ihre Herrschaft auf dem Boden Niederösterreichs ging erst 791 zu Ende, als sich der Frankenkönig und spätere römisch - deutsche Kaiser Karl der Große zu einem großen Kriegszug von Regensburg donauabwärts gegen den Osten entschloß. Im Jahre 803 unterwarfen sich die Awaren endgültig und damit stand das Land an der Donau der bayerisch - fränkischen Kolonisation (aber auch der weiteren slawischen Besiedelung) offen; seine Organisation erfolgte durch die Errichtung von Markgrafschaften und damit tritt unsere Heimat in die Geschichte durch die ersten erhaltene Urkunden, die Schenkungen und Privilegien bezeugen, ein.

Die Annalen berichten, daß Karl der Große während des Awarenfeldzuges den Ort Omuntesdorf berührte und namhafte Forscher vermuten, daß es sich hier um eine uns nur 3 km in der Luftlinie gegenüberliegende Altsiedlung um die heutige Pfarrkirche St. Martin - Klosterneuburg handelt. Während die Sage berichtet, daß Karl der Große diese Kirche begründet habe, wurde bei Ausgrabungen in den Jahren 1977 - 1982 dort eine mittelalterliche Siedlung aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts nachgewiesen sowie Reste einer karolingischen Kirche mit Teilen eines Friedhofs aus der Zeit um 900 oder kurz davor. Für uns ist diese St. Martinskirche besonders wichtig, da sie für Langenzersdorf, Korneuburg sowie für große Gebiete am anderen Donauufer die „Mutterpfarre“ darstellte.

Ihre beherrschende Lage am Steilhang muß aber auch im Hinblick auf den uralten Donauübergang beim „Tuttendörfl“ gesehen werden; die dort vorhandenen Inseln hatten die Donau in leicht übersetzbare Wasserrinnen geteilt, sodaß für den schon vor der Römerzeit existierenden Handelsweg nach Mähren und Böhmen (heute Laaer Straße) ein günstiges Urfahr bestand.

Gegen Ende des 9. Jahrhunderts mehren sich die Nachrichten über das aus dem Osten eindringende Reitervolk der Magyaren oder Ungarn, welche mit ihren Kriegen Ostfranken und Mähren, aber auch Norditalien schwer heimsuchten. Um diese dauernde Gefahr auszuschalten, unternahm der bayerische Heerbann im Sommer 907 einen Offensivstoß nach Osten, wurde aber in der Schlacht bei Preßburg fast völlig vernichtet. Damit war aber auch das Kolonialland an der Donau, die Errungenschaft Karl des Großen, verloren, und die Enns wurde wieder zur höchst unsicheren Grenze, über welche die Ungarn in weit ausholenden Kriegszügen tief in den Westen vorstießen. Die große Wende brachte erst der entscheidende Sieg König Ottos I. auf dem Lechfeld bei Augsburg am 10. August 955, als ein magyarisches Angriffsheer vernichtend geschlagen wurde. Damit war die Gefahr gebannt und bald darauf konnte an die Rückeroberung der verlorenen Marken geschritten werden.

Die Offensive donauabwärts gegen die Ungarn zur Rückgewinnung des altbesiedelten Gebietes machte gute Fortschritte und im Jahre 976 wurde erstmals ein Markgraf Luitpold (Leopold) genannt; mit ihm begann die 270 - jährige Herrschaft der Babenberger in Österreich, welches am 1. November 996 in einer Urkunde erstmals als „Ostarrichi“ bezeichnet wird.

zurück zum Anfang