53. Die Post im Haus Nr. 16, Fortsetzung I

1809 beim Franzoseneinfall verließ der Postmeister Angermayr die Poststation und flüchtete mit einigen Post-pferden. Er hat dann gegen Ende Juli 1809 sein Postamt in Lang - Enzersdorf wieder übernommen. Als am 7. September dieses Jahres in Lang - Enzersdorf ein Großbrand ausbrach und auch das Posthaus abbrannte, konnte das Kreisamt Korneuburg nur mit Gewalt die nötigen Unterkünfte für die Post und den Poststall in dem schon durch Feindbesetzung schwer heimgesuchten Ort beschaffen. In dieser schwierigen Lage schrieb der schwerst getroffene Postmeister Angermayr am 28. September 1809 ein Bittgesuch an Kaiser Franz I., aus dem die damalige Not der Ortsbewohner, besonders aber des unglücklichen Postmeisters deutlich wird:
 „Eure Majestät! Als am 1. July d. J. die französischen Truppen um 10 Uhr früh von Strebersdorf nach Lang - Enzersdorf anrückten und sogleich; als sie das Dorf betratten, sowohl in die Fenster, als auch auf die auf der Gasse gehenden Leute zu schießen anfingen, wo wirklich drey Ortsbewohner todtgeschoßen und zwey verwun-det wurden, sah sich der Unterzeichnete gezwungen, um nicht durch einen unglücklichen Schuß seinen unmün-digen Kindern geraubt zu werden , sich mit mehr andern Ortseinwohner zu flüchten. Einige Tage darauf, als nehmlich dem Unterzeichneten von der k. k. Obersten General Postdiektion der Ruf zukam, auf seine Poststa-zion sich zurückzubegeben, traf er zu Hause wieder ein, fand aber seine vor kurzen Jahren neuerbaute Scheuer ganz in Asche gelegt, die Felder, welche an der Straße liegen, vollends verheert, das Haus samt allen vorhande-nen Körner-, Stroh- und Heuvorrath rein ausgeplündert und die Mobilien zerschlagen, der empfindlichste Schmerz ergriff ihn aber erst dann, als er seinen Keller, worin 482 Eimer alter Gebirgswein gelegen, gewaltthä-tig erbrochen sah und die Uiberzeugung sich verschaffen mußte, daß aller Wein theils ausgelassen wurde, dergestalt zwar, daß er keinen Topfen mehr fand. Auch wurden alle kleineren Gattungen von Fässern entwendet, von den größeren aber die Reife abgeschlagen und ebenfalls mitfortgenommen. - Dadurch war nun die letzte Stütze, die dem Unterzeichneten in Erkaufung der Fourage und in allen möglichen Bedürfnißen ausgeholfen, verlohren, folglich derselbe durch das erste Schicksal schon erarmt. Gleich hierauf verfiel Unterzeichneter in eine schwere Krankheit, wo er noch bis diese Stunde nicht hergestellt ist. Er konnte sich in seiner Wirtschaft um nichts bekümmern. Seine Kinder jedoch waren sorgfältig und ließen die noch auf den Feldern übrig gebliebene Fechsung durch kostspielige Arbeitsleute zusammenbringen.

Da die Scheuer abgebrannt war, so mußte alles in das Posthaus theils auf die Böden und theils unter die Schup-fen gebracht werden. -
 Das unglückliche Schicksal des Unterzeichneten wollte aber damit noch nicht enden. - Am 7. ten September wurde bey einem heftigen Sturmwinde von den Franzosen in der Scheuer eines unweit dem Posthauses liegen-den Hauses Feuer gelegt, das so gewaltig um sich griff, daß in einer halben Stunde schon 16 Häuser mit inbe-griff des Posthauses in Flammen standen. Nur des Unterzeichneten Pferde und drei Kaleschen konnten gerettet werden. - Die sämmentliche Fourage, die eingebrachte Fechsung, die schweren Wägen, als vorräthige Hausge-räthe zum Postwagen, mußte man den Flammen überlassen. - Durch dieses zweyte und letzte Unglück - weil er nichts mehr verlieren kann - wurde der Unterzeichnete nun volllends in Bettelstab versetzet, so daß der jetzt von der Unterstützung seiner zwey Schwiegersöhne leben muß. - Der Poststall ist dermalen mit den wenigen Pferden in dem Wirtshause zum sogenannen Lampel, woselbst auch der Postexpeditor ein kleines Zimmer hat, - der Unterzeichnete aber wohnt mit seiner Familie auf der Mauth in dem kleinen Kämmerchen eines Mauthaufsehers. - Unterzeichneter ist ein durch eine Reihe von 28 Jahrem im Dienste ergrauter Mann, in dem das Andenken seines im zugesprochenen unveränderten Diensteifers (weßwegen er als ein Merkmal der allerhöchsten Zufrie-denheit im Jahre 1795 mit der Ertheilung der goldenen Ehrenmünze begnädiget worden) noch stets sich verjün-gert, - er ist Vater von sechs Kindern, den sein mit Wahrheit auf mehr als fünfzigtausend Gulden anzugebenden Vermögensverlust ganz zu Boden drücket und dem, um nicht das Opfer des traurigen Schicksals zu bleiben, nicht anders mehr erübriget, als . . . . . zu bitten, Eure Majestät möchte sich eines so unverschuldet unglücklich gewordenen Staatsdieners und Vaters dergestalt huldreichst erbarmen,´damit ihm . . . . . sein Posthaus insoweit wieder erbauet werde, um seinen Dienst antretten und seine Familie wieder ernähren zu können. - Unterthänigst gehorsamster Franz Angermayr Edler von Stremberg, k. k. Postmeister, Lang - Enzersdorf dem 28 ten Septem-ber 1809."

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